Völkerbund: Die Reichweite der westlichen Prinzipien der Religionsfreiheit

Es gibt eine interessante Pariser Episode aus den Verhandlungen über das Minderheitenschutzsystem des Völkerbundes. Der US-Präsident Woodrow Wilson schlug nämlich vor, "eine Klausel in den Pakt aufzunehmen, die die Mitglieder der Liga gezwungen hätte, Religionsfreiheit zu gewähren und sich der Verfolgung zu enthalten". Diese Bestimmung wurde von den französischen und japanischen Delegierten abgelehnt. Leon Bourgeois, der französische Vertreter, erhob Einspruch mit der Begründung, dass "der Haupttäter - Russland - nicht zu den ursprünglichen Liga-Mitgliedern gehören würde". Japans Baron Makino hingegen entschied sich für eine Erweiterung der Wilson-Klausel und damit für "die Gleichheit aller Nationen und die Gleichbehandlung aller Staatsangehörigen". Diese universalistische Forderung nach Gleichheit kam inmitten des nach dem Ersten Weltkrieg vom Westen dominierten internationalen Systems und der immer noch herrschenden Kolonialherrschaft. Makinos Forderung zwang die USA und die britische Seite zum Rückzug, und dennoch wurde der Vorschlag mit klarer Mehrheit angenommen. Woodrow Wilson, der die Sitzung leitete, lehnte die Abstimmung ab, indem er die Notwendigkeit einer einstimmigen Unterstützung für ein solches Thema betonte.
Der Völkerbund, der mit den Versailler Verträgen von 1919 gegründet wurde, war eine internationale Organisation. Sein Hauptziel war es, einen weiteren Weltkrieg zu verhindern. Um dies zu erreichen, befasste sich der Völkerbund mit diplomatischen Fragen und Sicherheitsfragen. Die Organisation regelte internationale Streitigkeiten und militärische Rivalitäten. Sie förderte ein System zum Schutz von Minderheiten und verwaltete umstrittene Gebiete (wie das Saarland oder die Stadt Danzig) direkt. Die Organisation war auch in Bereichen wie Gesundheitsfragen, Rechte an geistigem Eigentum und Normungsfragen tätig. Die letzte Sitzung des Völkerbundes fand am 18. April 1946 in Genf statt. Er wurde durch die Vereinten Nationen ersetzt.