Toleranz gegenüber Tempeln

Die Hindu-Sekte von Radhavallaba durften unter der Herrschaft von Akbar und seinen Vorgängern ihre Mitgliederzahl steigern. Insbesondere wurde Akbar von einem Mitglied dieser Sekte für seine Erlaubnis des Baus von Hindu-Tempeln gelobt (zitiert in Nizami, 1989): "In seinem Herrschaftsgebiet sind alle Menschen glücklich. Alle Menschen praktizieren ihre eigenen Religionen. Er hat allen Verwaltern den Befehl erteilt, den Bau von Tempeln zu erlauben, die zu Wohnstätten von Heiligen geworden sind. Auf diese Weise verbindet er die Herzen der Menschen mit dem Herrn des Universums."

Akbar der Große (1542-1605) war der dritte Herrscher des Mogulreiches. Die Moguln waren Muslime, die über weite Gebiete Indiens herrschten, in denen viele verschiedene Bevölkerungsgruppen mit vielen verschiedenen Religionen lebten.

Anfänglich folgte Akbar der Religionspolitik seiner Vorgänger. Er war jedoch sehr interessiert an anderen Religionen und wurde durch bestimmte islamisch-mystische Sekten beeinflusst, deren Ziel es war, eine persönliche Verbindung mit dem Heiligen herzustellen. Er wollte alle seine Untertanen, ungeachtet ihrer Religion oder ihres Glaubens, gleich und mit Respekt behandeln. Er schaffte die unterschiedlichen religiösen Steuern für Muslime und Nicht-Muslime ab. Er verbot die Tötung von Kühen und Pfauen, die den Hindus heilig waren. Außerdem erlaubte er seinen Untertanen, einschließlich der Muslime, ihre Religion zu wechseln.

Im Jahr 1582 schuf Akbar einen Glauben, der eine Mischung aus mystischen Ideen des Islam, des Hinduismus, des Buddhismus, des Jainismus, des Zoroastrismus und sogar des Christentums war. Diese Religion ist als Din-i Ilahi bekannt. Im Mittelpunkt dieses Glaubens stand eine islamische Theorie des "universellen Friedens" (Sulh-i kul), die alle Bürger, unabhängig von ihrem Glauben und ihrer Überzeugung, dazu auffordert, in Harmonie zu leben und die Weltanschauung der anderen zu respektieren.

All diese Maßnahmen brachten Akbar in Konflikt mit dem muslimischen Klerus. Dennoch respektierten sie ihn letztlich als muslimischen Führer. Akbars Nachfolger regierten Indien weiterhin als Muslime. Sie setzten das Experiment des Din-i Ilahi nicht fort.