Eine andere Religion heiraten

Zu Akbars Zeiten war es Sitte, dass Hindu-Frauen wichtige muslimische Männer heirateten. Kaiser Akbar selbst heiratete beispielsweise drei Hindu-Frauen. In solchen Fällen mussten die Frauen nicht offen zum Islam konvertieren, und die Hochzeitszeremonien enthielten viele hinduistische Symbole. Für die meisten mächtigen muslimischen Familien war es jedoch ein Problem, wenn ein muslimisches Mädchen einen Hindu heiratete.
Akbar der Große (1542-1605) war der dritte Herrscher des Mogulreiches. Die Moguln beherrschten riesige Gebiete in Indien, in denen viele verschiedene Bevölkerungsgruppen mit vielen verschiedenen Religionen lebten. Die Vorgänger Akbar's waren Anhänger des Islam, die aus Zentralasien eingewandert waren. Trotz dieser anhaltenden Vielfalt in Indien genossen die Muslime also eine privilegierte Stellung am Mogul-Hof und im weiteren Reich. Dies änderte sich mit der Herrschaft von Akbar. Er folgte einem ungewöhnlichen religiösen Weg. Zu Beginn seiner Herrschaft war Akbar dem muslimischen Glauben seines Vaters und seines Großvaters stark verbunden. Er ging sogar gegen andere muslimische Sekten vor. Nach und nach kam er jedoch zu der Überzeugung, dass keine der bestehenden Religionen ein Wahrheitsmonopol besaß. Daher gründete er 1582 seine eigene Religion, die am besten als Din-i Ilahi bekannt ist. Diese neue Religion basierte auf dem Prinzip der Sulh-i-kul. Dies wird oft als "universeller Frieden" übersetzt. Effektiv förderte die Din-i Ilahi die Toleranz zwischen verschiedenen Völkern und Religionen. Die neue Religion enthielt auch Elemente anderer Glaubensrichtungen, einschließlich des Islam und des Hinduismus. Die Religion war jedoch auch fest an Akbar selbst orientiert. Der Kaiser wählte seine eigenen Glaubensbrüder persönlich aus, so dass die Religion meist auf wenige Personen am Hof beschränkt war. Daher haben einige Gelehrte argumentiert, dass die Din-i Ilahi eher ein politisches System als eine echte Religion war.