Edikt von Saint-Germain: Konfessionsübergreifende Solidarität während der französischen Religionskriege

Dieses Clipping zeigt Beispiele der Solidarität zwischen Katholiken und Protestanten während der Religionskriege in Frankreich im 16. Jahrhundert. Ab 1589 kontrollierten Mitglieder der Katholischen Liga Dijon. Die Katholische Liga war eine extremistische Bewegung, die darauf abzielte, jede Form des Protestantismus in Frankreich auszulöschen. Die Liga wandte sich auch gegen all jene, die in den religiösen Konflikten eine gemäßigte und pazifistische Haltung einnahmen. Daher wandte sie sich auch gegen den französischen König und seine Anhänger. Ab 1589 mussten die Protestanten und bekannten Gemäßigten aus Dijon fliehen oder untertauchen. Aber auch während dieser drängenden religiösen Spannungen setzten die protestantischen und katholischen Einwohner Dijons ihre friedliche Interaktion fort. Anne Gueynot zum Beispiel war die Frau eines Führers der katholischen Liga in der französischen Stadt Dijon. Im Jahr 1594 half sie Claude Bretagne bei der Flucht aus der Stadt. Bretagne hatte einen gescheiterten Putsch gegen die Liga angeführt. 1590 wurde eine gewisse Marguerite Millière über ihren fortwährenden Kontakt zu ihrer Schwester und ihrem protestantischen Schwager verhört. Sie überraschte ihre Vernehmungsbeamten, als sie antwortete, dass der religiöse Glaube ihrer Schwester "so eine Kleinigkeit" sei.

Kontext:

Das Edikt von Saint-Germain (1562) war ein vom französischen König erlassenes Gesetz. Es gewährte den Protestanten begrenzte Rechte auf die Religionsausübung in Frankreich. In den vorangegangenen Jahrzehnten war der Protestantismus in verschiedenen Teilen Frankreichs populär geworden. Der französische König, der selbst katholisch war, verfolgte zunächst die Protestanten. Abweichungen vom Katholizismus hielt er für illegal. Trotz dieser Verfolgung wuchs der Protestantismus in Frankreich weiter. Zunächst versammelten sich die Protestanten und feierten im Verborgenen. Mit der Zeit begannen sie auch, sich zu versammeln und öffentlich Gottesdienst zu feiern. Dies führte zu einer angespannten Situation in ganz Frankreich. Das Edikt von Saint-Germain versuchte, ein friedliches Zusammenleben zwischen Protestanten und Katholiken zu gewährleisten. Es gab ihnen begrenzte Rechte auf Gottesdienste außerhalb der Städte. Es stieß jedoch auf den Widerstand der katholischen Adeligen und Richter, die es für inakzeptabel hielten, das Recht auf Religionsausübung auf Protestanten auszudehnen. Aufgrund dieser Opposition hielten die Spannungen an. Die Protestanten glaubten, dass es ihnen nun erlaubt sei, öffentlich Gottesdienst zu feiern, wurden manchmal aber trotzdem angegriffen. Sie reagierten darauf, indem sie die Kontrolle über die lokale Regierung in verschiedenen französischen Städten übernahmen. Dies führte im Sommer 1562 zum Ausbruch des ersten französischen Religionskrieges. In den folgenden 37 Jahren folgten Religionskriege und vorübergehende Befriedungsgesetze aufeinander.